Bis zu zehn Monate dauert es, bis Kaffeekirschen reif sind – das bedeutet: In den meisten Anbaugebieten der Welt kann nur ein Mal pro Jahr geerntet werden. Die Erntezeit variiert dabei je nach Breitengrad: Nördlich des Äquators rückt man zwischen September und Dezember zur Ernte aus, südlich davon von April bis August.
Wenn es soweit ist, geht’s für den Rohkaffee-Produzenten ans Eingemachte. Ismael Andrade, Eigentümer der Fazenda Sao Silvestre, drückte es bei unserem Besuch in Brasilien wie folgt aus: „So lange die Kaffeekirschen am Baum wachsen, gibt die Natur auf sie Acht. Ab der Ernte übernehmen wir diese Verantwortung.“
Bei der Kaffeeernte beginnt alles mit einer grundlegenden Entscheidung: Werden die Kirschen von Arbeitern per Hand gepflückt? Oder erfolgt die Ernte maschinell? Beides hat seine Vor- und Nachteile.
EINE NACH DER ANDEREN: DAS PICKING
Die aufwändigste Erntemethode ist sicherlich das so genannte „Picking“. Die Erntehelfer suchen dabei jede Pflanze mehrmals in Intervallen von sieben bis zehn Tagen auf und pflücken nur die reifen Früchte vom Baum. Unreife Kirschen bleiben hängen und haben so Zeit, nachzureifen. Diese selektive Kaffeeernte-Methode führt in der Regel zu einer höheren Kaffeequalität. Kehrseite der Medaille ist der hohe Arbeits- und Zeitaufwand, immerhin müssen die Arbeiter jeden Strauch so oft aufsuchen, bis er ganz abgeerntet ist.
ALLE AUF EINMAL: DAS STRIPPING
Auch das so genannte „Stripping“ erfolgt per Hand, hier wird auf den Reifegrad der Früchte aber keine Rücksicht genommen. Die Kirschen werden vom Arbeiter in einem Zug vom Zweig gestreift und fallen auf eine Plane, die unter dem Baum ausgebreitet wird. Diese Methode ist natürlich deutlich schneller als das Picking. Pro Pflanze benötigt der Erntehelfer zwischen 20 und 30 Minuten, allerdings müssen die Früchte anschließend in reif, unreif und überreif sortiert werden. Wird das nicht gemacht, leidet die Kaffeequalität.
DIE MASCHINELLE ERNTE
Die schnellste Erntemethode ist die maschinelle Ernte. Hier werden die Früchte von riesigen Fahrzeugen von den Bäumen „gekämmt“. Die Erntemaschinen sind jedoch sehr teuer und können nur auf flachem Terrain eingesetzt werden. Sie sind deswegen relativ selten; am ehesten findet man sie auf den großen Kaffeefarmen Brasiliens. Wie beim Stripping wird hier nicht in reife, unreife und überreife Kirschen unterschieden. Deswegen muss nach der Kaffeeernte sortiert werden.